Mein kleiner Freund Pummelchen
Ich wurde durch ein fröhliches Tschilpen geweckt. Als ich meine Augen aufschlug, sass ein pummeliger kleiner Spatz auf meiner Bettdecke und schaute mich frech an.
Ich hatte wie immer mein Fenster in der Nacht offen gelassen. Dieser kleine Frechdachs hatte die Situation ausgenutzt und sich einfach zu mir aufs Bett gesetzt. Deshalb liebte ich mein Leben im Wald, denn so etwas konnte einem in der Stadt nicht passieren.
Vor einigen Monaten war ich hier her in den Wald gezogen, weil ich das hektische Stadtleben und den Lärm satt hatte. Ich hatte mich damals sofort in diese kleine Blockhütte verliebt und war mir von Anfang an sicher, dass dies mein neues Zuhause sein sollte. Seitdem hatte ich meinen Entschluss niemals bereut.
Gut gelaunt und mit einem Lied auf den Lippen stand ich auf und verschwand ins Bad. Als ich wieder zurück kam, sass der kleine Frechdachs auf meinem Tisch und schaute mich an, als ob er mich fragen wollte, wann es denn nun endlich was zum Essen gibt. Lächelnd deckte ich den Tisch und mein kleiner Freund tippelte aufgeregt umher.
Ich beschloss, ihn Pummelchen zu nennen, denn dieser Name passte perfekt zu ihm.
Kaum hatte ich das Brötchen aufgeschnitten und die eine Hälfte zur Seite gelegt, fing Pummelchen an, daran zu picken.
Jetzt ist mir auch klar, warum du so dick bist. Sagte ich lachend zu dem kleinen Spatz. Als ob er mich verstanden hätte, plusterte er sich auf und sah mich an, als wollte er mir damit zeigen, dass er nicht dick ist, sondern nur viele Federn hat.
Als wir mit dem Frühstück fertig waren, setze er sich aufs Fensterbrett und flog dann raus, nur um im nächsten Moment zu mir zurück zu kommen. Nachdem er das ein paar mal so gemacht hatte, begriff ich endlich.
Oh, du willst, dass ich dir folge. Na dann bin ich mal gespannt, wo du mich hinführen willst.
Pummelchen flog immer tiefer in den Wald und ich fing an, zu laufen, damit ich ihn nicht verliere. Schließlich gelangten wir auf eine Lichtung. Erstaunt sah ich mich um. Hier blühten Rosen in allen Farben. Rote, weiße, gelbe und meine Lieblingsfarbe pink war auch dabei. Wie konnte mitten im Wald so ein Rosenmehr blühen? Darauf hatte ich keine Antwort. Ich sah, wie Bienen geschäftig von einer Rose zur anderen flogen. Es gab Schmetterlinge in so vielen Farben, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es war alles, wie ein wunderschöner Traum.
Ich ging zu einer wunderschönen pinkfarbenen Rose auf der noch die Tautropfen lagen. Als ich mich hinunter beugte, um daran zu riechen, fing ich an zu lachen. Im Blütenkelch schlief eine kleine Hummel, die genauso rund aussah wie mein Pummelchen. Er sass auf meiner Schulter und sah mich ganz entrüstet an, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Aber in diesem Wald wirkte alles so märchenhaft, dass es mich nicht wundern würde, wenn mein kleiner Freund mich versteht.
Seit diesem Tag, weckte Pummelchen mich jeden Morgen, um mit mir zu frühstücken.
12.09.11
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