04.04.2014 17:39

Halloween - Die Nacht des Grauens

Halloween - Die Nacht des Grauen

Teil 1

Während ein wilder Herbststurm um das Haus tobte, machte ich es mir lieber zu Hause gemütlich.
Ich saß, in eine warme Decke gekuschelt, auf der Coutsch in meinem Wohnzimmer. Vor mir auf dem Tisch stand eine Tasse mit heißem Kakao.
In der Hand ein Buch von Wolfgang Hohlbein in dem es passend zur Zeit um Vampire ging. Ich war so vertieft in mein Buch, dass ich erschrocken zusammen zuckte, als es plötzlich unüberhörbar laut an der Tür klopfte. Funktionierte die Klingel nicht oder war jemand ausersehen an meine Tür gestoßen?
Als ich öffnete, stellte ich fest, dass niemand da war. Haben sich die Nachbarskinder wieder einmal einen Scherz erlaubt? Das wäre ja nichts neues, sie haben mich schon des öfteren umsonst an die Tür laufen lassen. Dann hörte ich jedes mal ihr Gekicher im Treppenhaus. Ich wollte gerade vor die Tür treten, da sah ich einen schwarzen Umschlag auf dem Boden liegen. Auf dem stand mit roten verlaufenen Buchstaben mein Name. Erstaunt öffnete ich den Umschlag und zog eine ebenfalls schwarze Karte heraus, an der Spinnweben hingen. Mit spitzen Fingern schlug ich die Karte auf, ich ekelte mich vor Spinnweben, Auch die Karte war roten, verschmierten Worten beschrieben:
Komm am 31.12. um 23:30Uhr zum Waldrand, dort wirst du erwarten und ziehe etwas an, dass zu Halloween passt.
Nichts weiter, was hatten meine Freunde sich da wieder ausgedacht? Sie hatten immer so verrückte Ideen. Wir freuten uns jedes Jahr wie kleine Kinder auf Halloween und hatten schön so manche verrückte Halloween-Party veranstaltet. Doch dieses Jahr, schien das ins Wasser zu fallen. Denn jedes mal, wenn ich fragte, kamen Antworten wie, ich habe dieses Jahr keine Lust, keine Zeit, bin nicht in der Stimmung.
Ich hatte es aufgegeben, sie danach zu fragen.
Doch nun sah es wohl doch so aus, als würde es eine Party geben.

 

Manuela, 13.10.12

Teil 2

Wie es mir „befohlen“ worden ist, stand ich pünktlich am Waldrand.
Ich fror, obwohl ich einen langen, schwarzen Mantel an hatte. Darunter trug ich ein Spinnenhexenkleid.
Im Kostümverleih hatte man mir dieses Kostüm empfohlen. Die Verkäuferin meinte, dass das am besten zu mir passen würde.
Ich musste innerlich lachen, weil sie mich doch gar nicht kannte, aber trotzdem richtig einschätzte.
Dieses Kostüm war mir sofort aufgefallen, als wenn es nach mir gerufen hatte, steuerte ich zielsicher darauf zu.
Das war die Edelversion eines Hexenkostüms und für eindrucksvolle Auftritte bestens geeignet. Es war ein  schwarzes Samtkleid mit Netzoptik in der Mitte und Netzärmel, welche locker an meinen Armen wie Spinnweben herunter hängen würden. Zudem besitzt dieses ausgefallene Kostüm einen Reifrock und einen neckischen Hexenhut, dies macht somit das komplette Hexenkostüm zu einem überwältigenden Hexen Ballkleid. Für den optimalen Hexen Look benötigte ich nur noch einen Hexenbesen mit Bambusstil und die wunderhübsche Spinnenlady Perücke, welche ich ebenfalls in diesem bezaubernden  Kostümverleih fand.
So stand ich nun erwartungsvoll am Waldrand, als ich auch schon hinter mir Pferdegetrappel vernahm. Noch bevor ich mich umdrehen konnte, kam eine schwarze Kutsche neben mir zum Stehen.
Die Kutsche stand so, dass ich keinen Blick auf den Kutscher werfen konnte. Aber es war bestimmt einer meiner Freunde, den ich nicht erkennen sollte.
Fast lautlos öffnete sich die Tür und ohne mir weitere Gedanken zu machen, stieg ich ein.
Kaum war ich eingestiegen, schloss sich die Tür auch schon wieder.
Mit einem rasantem Tempo raste die Kutsche durch den Wald. Ich versuchte mich irgendwie festzuhalten, um nicht hilflos wie eine Puppe umher geschleudert zu werden.
Wenn ich hier wieder raus komme, würde mein Hintern sicher grün und blau sein. Langsam stieg die Spannung in mir immer weiter. Was würde passieren?
Erstaunt vernahm ich das Heulen der Wölfe, ich wusste gar nicht, dass es in dieser Gegend welche gab.
Und endlich kam die Kutsche zum Stillstand. Wieder öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Ich stieg aus und als ich vorne an der Kutsche war, musste ich feststellen, dass dort niemand mehr saß.
Der Weg, auf dem ich jetzt stand, war mit Fackeln erleuchtet. Da stand ein Schild mit einem Pfeil und ich ging einfach mal in die Richtung, in die der Pfeil zeigte.
Das Heulen der Wölfe klang inzwischen so nahe, als wären sie direkt neben mir. Suchend schaute ich mich um, aber ich erspähte nirgends das Funkeln ihrer hungrigen Augen.

Manuela, 14.10.12

 

Teil 3

Der Weg endete schließlich vor einem großen Schloss, dass um diese Uhrzeit schwarz und gespenstisch wirkte. Ein hoher Glockenturm ragte in den sternenlosen Nachthimmel. Die vielen Fackeln waren die einzigen Lichtquellen.
Ich zuckte erschrocken zusammen, als ein Schwarm Fledermäuse an mir vorbei flog. Aus dem Turm war Käuzchengeschrei zu hören. Sonst war kein einziger Laut zu hören. Ich dachte, dass im Schloss eine Party laufen würde. Aber so sehr ich mich auch anstrengte, ich hörte nichts.
Entschlossen nahm ich den Türklopfer, der wie ein Totenkopf geformt war, in die Hand und schlug ihn energisch an die schwere Eichentür. Das Echo war noch nicht ganz verhallt, da wurde die Tür laut knarrend geöffnet.
Vor mir stand ein riesiger Kerl, bestimmt drei Köpfe größer als ich. Als ich ihn ansah, musste ich unwillkürlich an  Lurch, den schlecht gelaunt wirkenden Butler  aus der Adams-Family, denken.
Wortlos führte er mich über den langen, ebenfalls mit Fackeln erleuchteten, Korridor. Er öffnete mir die Tür zu einem großen Ballsaal. Der durch Kerzen-Kronleuchter hell erleuchtet war. Das grelle Licht stach mir so in den Augen, dass ich sie erst einmal schließen musste, bevor ich sie blinzelnd langsam öffnete.
Dann sah ich mich erstaunt um. Außer dem Butler, den ich im Geiste jetzt Lurch nannte, und mir, war niemand anwesend.
Lurch führte mich zu der riesig langen Tafel, die nur für eine Person gedeckt war.
Ich wagte nicht, Lurch zu fragen, ob noch mehr Gäste kommen würden. Das ganze wirkte langsam doch zu angst einflößend auf mich. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich die riesigen Spinnweben entdeckte und mich fragte, wie groß wohl die Spinnen sein mögen, welche diese monströsen Netze spinnen. Hoffentlich bekomme ich die nicht zu Gesicht. Ich stand noch etwas verunsichert am Tisch, als Lurch mir den Stuhl unsanft in die Kniekehlen stieß und ich sofort auf den Stuhl plumpste.
Lurch war urplötzlich verschwunden, ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Saal verlassen hatte.
Jetzt saß ich mutterseelenallein in diesem riesigen Saal. Langsam war ich doch etwas verärgert. Was haben meine Freunde sich bloß dabei gedacht? Was sollte ich hier, wenn keiner weiter da war. Außer Lurch natürlich, der mich aber auch allein zurück gelassen hatte. Kaum hatte ich an ihn gedacht, da öffnete sich mit lautem ächzen die Tür.
Er trug ein Tablett auf dem Teller und Trinkbecher standen. Er stellte alles ordentlich vor mich hin. Dann band er mir ein weißen Tuch als Latz um den Hals. Als ich anfing zu röcheln, lockerte er es etwas. Ich befürchtete schon, das er mich mit dem Tuch erwürgen wollte.
Eine Serviette legte er mir auf den Schoß.
Nun nahm er endlich den Deckel vom Teller.
Angewidert sah ich Lurch an. Nie im Leben, würde ich das essen.
Jetzt sprach Lurch mit einer tiefen. Brummenden Stimme zu mir.
Die Vorspeise: Abgerissene Finger mit Cracker
Dann nahm er den Deckel vom nächsten Teller.
Die Haupt speise: Wurmburger
und dann folgte der letzte Teller,
Die Nachspeise : Augäpfel in Blutgelee
Da ich nicht wagte, Lurch zu widersprechen, würgte ich alles mit Widerwillen runter und spülte das Blut im Weinbecher auch noch hinterher.
Ich hatte das Gefühl, mir würde alles wieder hoch kommen. Aber Lurch`s eisiger Blick hinderte mich daran.

 

Manuela, 15.10.12

Teil 4

Nachdem Lurch den Tisch abgeräumt hatte, verließ er den Saal und ließ mich allein zurück.
So stand ich auf und erkundete neugierig den Raum. Jetzt betrachte ich die vielen alten Gemälde an den Wänden etwas genauer. Es schien eine Ahnengalerie zu sein. Ich hatte das Gefühl, als würden mich die Blicke der porträtierten Personen durchbohren. 
Ich zuckte zusammen, als mir plötzlich jemand grob auf die Schulter klopfte. Ich drehte mich rasch um und wollte gerade eine  Schimpftirade loslassen, aber da war niemand. Dafür entdeckte ich jetzt am anderen Ende des Saales eine Tür. Neugierig ging ich dorthin und versuchte, die Tür zu öffnen. Ich schaffte es kaum, die schwere Eichentür zu bewegen, Doch mit großer Anstrengung schaffte ich es dann doch. Als ich neugierig hineinsah, konnte ich aber wegen der Dunkelheit nichts erkennen. So nahm ich mir eine der Fackeln von der Wand und betrat den dunklen Flur. Kaum hatte ich ihn betreten, krachte die Tür hinter mir mit lautem Getöse zu.
Nun war ich hier eingesperrt, aber ich war guten Mutes, dass es irgendwo einen Ausgang geben würde. Wenigstens hoffte ich das!
Mit der Fackel in der Hand, schritt ich den Gang entlang. Immer wieder musste ich mir Spinnweben aus dem Gesicht wischen. Wie lange war schon keiner mehr hier gewesen? Ich war mir so langsam nicht mehr so sicher, ob meine Freunde sich wirklich nur einen Halloween-Scherz mit mir erlaubten, Haben sie das wirklich inszeniert oder steckte jemand anderes dahinter?
Plötzlich fühlte ich etwas warmes, pelziges an meinen Beinen. Als ich an mir herunter blickte, sah ich, dass ich inmitten hunderter Ratten stand. Wo waren die so plötzlich hergekommen? Ich schrie vor Ekel laut auf. Das schallte in dem engen Gang so laut, dass die Ratten vor Schreck quietschend auseinander stoben. Jetzt bekam ich es immer mir mit der Angst zu tun. Voller Panik rannte ich los und hatte eine beklemmende Angst, dass die Fackel erlöschen könnte.
Der lange, enge Gang, endete bei einer Tür.
Was sollte ich jetzt tun? Angst erfüllt blickte ich zurück und sah in die funkelnden Augen hunderter hungriger Ratten. Vor mir  eine Eisentür, die sich plötzlich wie von Geisterhand öffnete.
Ich hatte keine andere Wahl, um den Ratten zu entkommen, musste ich durch diese Tür gehen.
Auf zittrigen Füßen betrat ich den Raum und ehe ich es mich versah, schlug die Tür hinter mir zu.
Mithilfe des Lichts, das die Fackel mir spendete, konnte ich ich erkennen, dass es sich um ein Fensterloses Verließ handelte. Ich sah starke Eisen ketten an den Wänden und auf dem Boden lagen tausende Knochen verteilt. Nichts deutete darauf hin, dass in der letzten Zeit jemand hier gewesen ist.
Als meine Fackel zum letzten mal aufflammte, bevor sie für immer erlosch, starb auch in mir die Hoffnung auf Rettung.
Über dem Wald, in dem dieses alte Schloss stand, ging die Sonne auf. Ein neuer Tag begann.
Doch nicht für mich, denn ich war bis in alle Ewigkeit in diesem Verließ gefangen. Niemand wusste wo ich war. Wer kannte diese Schloss überhaupt? So würde die Suche erfolglos bleiben.

Ende
Manuela, 16.10.12

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